Hund lässt sich nicht anfassen – was tun, wenn dein Hund nicht kuscheln will?
Viele Menschen wünschen sich einen verschmusten Vierbeiner, den man streicheln und kuscheln kann. Doch es gibt Hunde, die Berührungen vermeiden oder sogar Angst davor haben. Dein Hund lässt sich nicht anfassen? Er weicht zurück, wenn du ihn streicheln möchtest? Das ist kein Grund zur Verzweiflung – es gibt immer Ursachen und auch Möglichkeiten, Vertrauen aufzubauen.
Warum lässt sich mein Hund nicht anfassen?
Ein Hund, der nicht gekuschelt werden möchte, handelt nicht „böse“ oder „stur“ – er schützt sich. Häufig liegen diese Gründe vor:
1. Schlechte Erfahrungen mit Menschen
Hunde, die geschlagen oder grob behandelt wurden, haben gelernt: Menschliche Hände tun weh. Verständlich, dass sie Abstand halten.
2. Fehlende Sozialisierung
Viele Hunde – vor allem aus dem Auslandstierschutz oder Zwingerhaltung – hatten in der wichtigen Prägephase kaum Kontakt zum Menschen. Sie kennen Streicheln nicht und empfinden es als fremd.
3. Gewalt oder Zwang in der Erziehung
Ein Hund, der mit der Hand bedroht oder bestraft wurde, wird diese als Gefahr wahrnehmen – keine Einladung zur Nähe.
Wie gewöhne ich meinen Hund an Berührung?
Der wichtigste Grundsatz lautet:
Ohne Vertrauen geht nichts.
Kein Hund lässt sich anfassen, solange er sich nicht sicher fühlt.
Schritt-für-Schritt-Anleitung:
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Kontakt anbieten – aber nicht aufzwingen.
Sprich ruhig und freundlich mit deinem Hund, halte Abstand und wirf ihm ab und zu ein Leckerli zu. -
Annäherung belohnen.
Kommt der Hund ein paar Schritte auf dich zu? Super! Belohnen – nicht direkt anfassen. -
Hand als „gute Sache“ etablieren.
Statt das Leckerli zu werfen, halte es in deiner Hand und führe sie leicht in deine Richtung. Irgendwann frisst er daraus. -
Sanfte Berührung einbauen.
Während er frisst, darf deine Hand ihn ganz leicht berühren. Keine schnellen Bewegungen! -
Bewegte Hand üben.
Viele Hunde haben Angst vor bewegten Händen. Darum: Hand sichtbar, langsam auf- und abbewegen. Bleibt der Hund ruhig? Loben! -
Berührungen ankündigen – mit Signalwort.
Zum Beispiel „Streicheln“ leise sagen, bevor du ihn berührst. So weiß er, was kommt.
Täglich üben – aber im Tempo des Hundes
Dränge ihn nie! Nimmt er kein Futter an? Dann ist er innerlich noch nicht bereit. Akzeptiere das.
Wichtig dabei:
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Auf Augenhöhe gehen: hinhocken statt über ihm stehen.
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Körper nicht nach vorne beugen: wirkt bedrohlich.
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Hände ruhig halten: keine schnellen oder ruckartigen Bewegungen.
Fazit: Ein Hund, der nicht kuscheln will, braucht vor allem eins – Zeit
Nicht du entscheidest, wann der nächste Trainingsschritt kommt – der Hund entscheidet.
Wenn er spürt: „Ich werde nicht gezwungen. Ich darf mir Zeit lassen.“ – dann ist der erste große Schritt geschafft.
Mit Geduld, Ruhe und positiven Erfahrungen kann selbst ein unsicherer Hund lernen, Berührungen zu genießen – und vielleicht wird aus dem scheuen Vierbeiner irgendwann doch noch ein kleiner Kuschelhund.
