Situation: Eine Familie adoptiert einen Hund,der seit Welpe-alter im Zwinger aufgewachsen ist .Er war ängstlich zu unbekannten Menschen, aber auch vor männlichen Mitgliedern der Familie. Für den Mann war es sehr schwer ,da er keinen richtigen Bezug zu dem Hund aufbauen könnte.Manchmal ihn der Hund angeknurrt hat.
Für seine ängstliche Verhalten wurde er getadelt und bald sind dazu weitere Probleme gekommen.Er fangt an sich in der Wohnung zu entleeren.Es hat zu weiterem Ärger geführt und als Maßnahme wurde der Hund in der Wohnung angeleint ,oft Stunden lang, um ihn die Stunbenreinheit wieder beibringen.Es war auch vermutet, dass es der Hund absichtlich tut. Der Stress bei dem Hund steigt.
Angst,Isolation, Bedrohung, häusliche Unruhe, Konflikte, Über- und Unterforderung und Entzug von primären Bedürfnissen (Nahrung und Wasser, ruhigen Schlaf und ausreichend Bewegung) stellen besonders starke Stressoren dar.
Und gerade Stressfaktoren sind Tierheim Hunden besonders oft lange Zeit ausgesetzt.Wie kann man sich Stress bei Hunden vorstellen? Am besten man visualisiert ein großes Gefäß, oben offen, wo, wie bei einem Wasserhahn, Wasser hinein rinnt. Unten allerdings ist nur eine kleine Öffnung, ein kleines Loch, wo das Wasser wieder entweichen kann. Nun rinnt es also oben unaufhörlich hinein, unten allerdings kann es nur langsam, durch das Loch, wieder entweichen. Was passiert also? Dieses Gefäß wird langsam aber sicher übergehen. Jede einzelne Aktion für sich ist vielleicht nicht so schlimm. Auf Dauer allerdings geht das Gefäß über. Hund lebt in einer Familie und wird häufig zurechtgewiesen Stresspegel steigt, er verliert sein Zuhause Stresspegel steigt, wird in ein Tierheim gebracht Stresspegel steigt, völlige Verunsicherung und starkes Vermissen der Bezugspersonen Stresspegel steigt, Isolation… Unaufhörlich rinnt Stress in unser Gefäß, kann aber unten nur ganz langsam raus tropfen Ist der Stresspegel einmal angestiegen, kann es bis zu 6 Tagen dauern, bis er wieder auf Null sinkt.
Passieren aber in der Zwischenzeit Dinge, die ihn wieder steigen lassen (wie in unserem Beispiel) steigt er erneut und irgendwann ist das Maß voll und der Hund hat ein massives Stressproblem. Langzeitstress ist nicht in zwei Tagen abgebaut, auch nicht in zwei Wochen oder Monaten. Hunden die lange Zeit starkem Stress ausgesetzt waren brauchen vor allem eines: Zeit! Außerdem viel Ruhe und ein Umfeld wo sie sich geborgen und sicher fühlen können. Dazu gehört auch, dass wir uns aus Sicht des Hundes berechenbar benehmen. Ihn nicht Strafen für Dinge die er tut, weil er nicht weiß wie er ansonsten reagieren soll. Zerbeißt ihr Hund die neue Couch, so tut er das nicht weil er sie ärgern will oder seinen Rang austesten möchte. Er tut dies da er extrem gestresst ist und versucht
sich zu beruhigen. Kauen wirkt stark beruhigend und sie könnten ihm, statt ihn zu schimpfen zum Beispiel etwas anbieten, dass er getrost und in aller Ruhe kauen darf.
Macht ihr Hund gelegentlich wieder in die Wohnung, so tut er das nicht weil er ihnen eines auswischen will oder Grenzen austestet. Er ist verunsichert aus welchem Grund auch immer und reagiert darauf mit Unsauberkeit. Vielleicht hat er aber auch eine Blasenentzündung, was häufig vorkommt bei Hunden die lange Zeit Stress ausgesetzt waren. Bleiben Sie ruhig und geduldig, gehen sofort mit ihm nach draußen und loben ihn wenn er sich draußen löst. Entdecken Sie das ganze erst später, waschen Sie auf und gehen in Zukunft in kleineren Abständen mit ihm raus, damit er sich öfter lösen kann. Stress aktiviert die Wasserausschüttung im Körper, sodass man öfter Wasser lassen muss. Auch Durchfall ist eine häufige Reaktion auf Stress. Das sollten Sie auch immer im Hinterkopf haben sollte ihr Hund in die Wohnung gemacht haben. Natürlich möchte jeder einen Hund haben, der auf einen hört und folgt. Einen Hund, der an der Leine gehen kann und möglichst nicht auffällt. Gerade Hunde aus dem Tierschutz sind das häufig nicht, da sie oft Verhaltensauffälligkeiten haben aufgrund ihrer Erlebnisse in der Vergangenheit. Was dann aber tun? In der ersten Zeit ist klassisches Training, im Sinn von Gehorsam sicherlich das Letzte was ein traumatisierter Hund, der aus dem Tierheim kommt, braucht. Natürlich ist es wichtig und sinnvoll, dass auch dieser Hund irgendwann kommt
wenn man ihn ruft, aber auch hier: lassen Sie sich und ihm Zeit.
Zu Beginn ist viel wichtiger eine gute und vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Der Hund soll lernen, dass sie keine Bedrohung darstellen, dass Sie ihn niemals in für ihn unlösbare Situationen bringen, in denen er sich bedroht fühlt oder ihn ängstigen. Seien Sie berechenbar für den Hund. Schimpfen Sie ihn nicht für Verhaltensweisen für die er nichts kann. Zeigt der Hund unerwünschtes Verhalten ignorieren Sie dies und zeigen Sie ihm anschließend was er statt dessen tun soll. Verhält er sich so, wie Sie es wünschen loben Sie ihn ausgiebig. Dies muss nicht überschwänglich und laut sein, ein paar liebevolle Worte in freundlichem Tonfall reichen völlig aus. Bellt er viel, zerstört er die Wohnung wenn Sie ihn alleine lassen, pinkelt er auf den Wohnzimmerteppich oder zerbeißt sich selbst die Pfoten? All das sind keine Gründe ihn zu strafen. Das würde am Problem rein gar nichts ändern – im Gegenteil. Sie würden damit alles nur schlimmer machen, da er sich in Zukunft
nicht nur fürchten würde wenn Sie sich ihm nähern, sondern er würde dadurch nur lernen, dass man Ihnen nicht trauen kann, da Sie unmotiviert laut werden und ihn bedrohen. Der Hund sieht das was er
falsch gemacht hat nicht.
Er tat dies nur, da er dafür einen Grund hatte. Sei es Angst, Unsicherheit, Trennungsangst, hoher Stresslevel, Schmerzen oder ähnliches. Was auch immer es ist, es ist kein Grund den Hund dafür zu strafen! Verräumen Sie die ersten Monate am besten alle Gegenstände, die ihnen wichtig sind und die nicht unter den Zähnen ihres neuen Hundes leiden sollten. Machen Sie die Wohnung hundesicher. Gehen Sie oft genug mit ihrem Hund raus sich lösen, üben Sie von Beginn an für kurze Zeit das Alleine bleiben. Leidet er unter starker Trennungsangst dürfen Sie ihn
auf keinen Fall alleine lassen, ehe Sie an dem Problem gearbeitet haben.Suchen Sie sich Hundesitter oder fragen Sie Freunde oder Verwandte um Hilfe. Sie würden seine Angst nur verstärken wenn Sie ihm seiner Panik überlassen. Hat sich ihr Hund einigermaßen eingewöhnt bei Ihnen, fühlt er sich sicher und ist vertraut mit Ihrem Lebensrhythmus können Sie langsam auch an seinem Gehorsam arbeiten. Leinentraining zum Beispiel ist sicher ein sinnvolles Training. Hunde die nicht an lockerer Leine gehen können sind nicht nur unangenehm für uns selbst, sondern haben selbst auch keinen Spaß am Spaziergang. Außerdem überträgt sich die Spannung der Leine direkt auf den Hund und angespannte Hunde reagieren leicht über. Hierzu sei noch gesagt, dass ein gut sitzendes, auf Ihren Hund angepasstes Brustgeschirr einem Halsband vorzuziehen ist.
Zieht Ihr Hund noch viel oder bockt auch mal in die Leine besteht die Gefahr einer Verletzung der Halswirbelsäule, Verspannungen und in Folge Schmerzen. Reagiert ihr neuer Hund aggressiv auf andere Hunde oder fremde Menschen ist es zu aller erst wichtig die genauen Auslöser zu kennen. Wann genau kommt dieses Verhalten vor? Bei
wem? Ab welcher Distanz, etc. Je mehr Information, desto besser für ein Nachfolgendes Desensibilisierungs-training. Suchen Sie sich eine/n kompetente/n TrainerIn oder VerhaltensberaterIn wo sie sich gut aufgehoben fühlen und vertrauen Sie sich dort an. Verspricht diese/r TrainerIn allerdings ein Allheilmittel und Heilung nach nur drei Stunden machen Sie einen großen Bogen! Verhaltensprobleme die auf Traumata aller Art, mangelnde Sozialisation, lange Phasen der Angst oder ähnliches resultieren, können auf jeden Fall verbessert werden, aber sicherlich nicht in zwei Wochen. Wer ihnen das verspricht ist vieles, nur nicht seriös. Aversivmethoden wie Stachelhalsband, Kettenwürger der Teletak sollten soundso tabu sein. Sorgen Sie aber vorallem auch für mentale Stimulation Ihres Hundes. Beschäftigen Sie Ihren Hund mit der Nase. Suchspiele aller Art oder Fährtenarbeit machen jeden Hund glücklich und lasten viel nachhaltiger aus als Renn-und Hetzspiele. Ideen dazu finden Sie in verschiedenen Büchern, die ich im Anhang notiert habe. Zusätzlich zum Training Gut bewährt haben sich sorgsam zusammengestellte Bachblütenmischungen.
Viele Tierärzte bieten Beratungen dazu an. Erkundigen Sie sich über BachblütenberaterInnen, denn diese Blüten wirken meist nur dann auch gut, wenn sie auf spezielle Bedürfnisse abgestimmt sind in ihrer Mischung Auch TCM (Traditionell chinesische Medizin) bietet ideale Unterstützung durch verschiedene Kräutermischungen. Auch da gibt es Tierärzte die sich spezialisiert haben und eine fundierte Ausbildung vorweisen können.
Manchmal hilft auch dein D.A.P Stecker (Dog appeasing pheromone) den Hund zu beruhigen. Dieser Stecker verströmt ein synthetisiertes Pheromon, dass dem der Mutterhündin nachgemacht ist, dass sie beim säugen ihrer Welpen absondert. Auf viele Hunde wirkt dieser Stecker beruhigend und kann unterstützend wirken bei Nervosität und Ängstlichkeit Ihres Hundes. Tellington Touch Massagen haben auch schon dem einen oder anderen Hund helfen können bei Stress, Spannung, Angst und Unsicherheit. Im Internet findet man speziell ausgebildete Practicioner, sicher auch in Ihrer Nähe. Aber auch einfache Streichelmassagen (sofern Ihr Hund sich gerne angreifen lässt und er das nötige Vertrauen zu Ihnen schon hat) verfehlen ihre beruhigende Wirkung nicht. Die Dauer sollte um die 20 Minuten betragen, damit im Körper die beruhigenden Hormone ausgeschüttet werden. Arbeiten Sie sich aber langsam an die 20 Minuten heran, damit ihr Hund sich an dieses Ritual gewöhnen kann.
Achten Sie darauf, dass Sie Ihrem Hund mehrmals täglich kleine Portionen füttern, zumindest aber zwei mal täglich. Nach dem Fressen steigt der Blutzuckerspiegel im Körper an, der nach einiger Zeit wieder absinkt, wenn keine Nahrung mehr nachfolgt. Dieses Absinken macht unruhig, gereizt, mitunter ängstlich und nervös. Ein Allheil- und Wundermittel sind all diese Hilfen aber natürlich nicht und sie ersetzen kein geduldiges und sorgsam durchdachtes Training im Sinne von souveräner, liebevoller (Ein-) Führung Ihres
Hundes in sein neues Leben.
